DARMSTADT FÄHRT RAD…

…macht Radfahren deluxe

Darmstadt fährt Rad ist eine unabhängige Initiative, die sich auf vielen Ebenen für eine nachhaltige Mobilitätswende und besseren Radverkehr einsetzt. Die Initiative setzt dabei den Schwerpunkt auf die Bedürfnisse von Menschen, die anderes als im Auto ungeschützt unterwegs sind. Insbesondere untersucht Darmstadt fährt Rad die Anforderungen von Radfahrenden an die Infrastruktur. Radfahrende Kinder, Senioren und Anfänger stehen dabei im Mittelpunkt. Gerade für diese Zielgruppen brauchen unsere Städte Radwege, die niederschwellig sind und keinen Mut erfordern. Aufgemalte Radwege erfüllen dies nicht. 

Radverkehrsführung für Alle (links) und Radverkehrsführung für eine kleine Zielgruppe (rechts).

Die Stadt Darmstadt gilt dabei als Exempel von Städten, die im Nachkriegsdeutschland für die Belange von Autos aufgebaut wurden. Das Auto ist allgegenwärtig in Deutschland. Es nimmt den meisten öffentlichen Platz ein und ist in vielerlei Hinsicht tödlich. Darmstadt fährt Rad engagiert sich für mehr Sicherheit, mehr Lebensqualität und mehr Raum für alle, die klimafreundlich unterwegs sein wollen.

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Ca. 60% aller Verkehrsteilnehmer fahren nicht Rad, weil es ihnen zu umständlich, zu langsam, zu unbequem oder zu unsicher ist. Lückenhafte Infrastruktur voller Hindernisse und eine Führung auf ungeschützten Wegen hält Menschen vom Radfahren ab. Gerade für diese Zielgruppe braucht es eine deluxe Radinfrastruktur.

RADFAHREN FÜR DIE MASSE

Radinfrastruktur wurde in Deutschland jahrzehntelang vorwiegend technisch und männlich gedacht. Dieses Denken platzierte das Fahrrad als Fahrzeug auch in der Straßenverkehrsordnung, wo es grundsätzlich auf der Fahrbahn (u.a. zusammen mit Schwerlastverkehr in Tempo 50) gesehen wird. Ein Recht auf geschützte Radführung gibt es bis heute nicht. Radführungen auf der Fahrbahn sind keine Lösung für die Masse von Radfahrenden.

Radführungen auf der Fahrbahn sind keine Lösung für die Masse von Radfahrenden.

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Erst mit dem Aufkommen der Radentscheide ab 2016 erhielten auch diejenigen eine Lobby, an die man bislang nicht dachte: Kinder, Eltern, Senioren, Anfänger aber auch normale geübte Radfahrende, die sicher aber auch komfortabel unterwegs sein wollen. Die Planung von Radinfrastruktur für die Masse berücksichtigt, dass sich die meisten Menschen auf dem Fahrrad ungeschützt in unmittelbarer Nähe zu Autos unwohl fühlen. Soll Radfahren für die Masse funktionieren, muss es positiv erlebt werden Die Infrastruktur ist dabei der Schlüsselhebel. Nur auf baulich geschützten Radwegen sind Radfahrende unbehindert, sicher und komfortable unterwegs. Dabei ist es wichtig, dass sich diese geschützten Wege auch über Kreuzungen hinweg ziehen, damit ein durchgängiges Radwegenetzt entstehen kann. Darmstadt fährt Rad hat sich daher intensiv mit einem fahrradfreundlichen Kreuzungsdesign beschäftigt. Aus diesem Engagement ist Deutschland erstes Buch über fahrradfreundliche Kreuzungen entstanden: Sichere Kreuzungen, Die Blaue Reihe – Praxiswissen kompakt, Band 3, Thiemo Graf Verlag.


VISION ZERO PLUS

VisionZeroPLUS

Seit 2021 ist die Vision Zero („NULL Unfalltote, NULL Schwerverletzte“) vorwiegend Aufgabe der Behörden[1]. Der Schaden, der Einzelnen und der Gesellschaft durch die Folgen von Unfällen entsteht, ist immens. Gerade für ungeschützte Verkehrsteilnehmende besteht weiterhin ein hohes Unfallrisiko durch den Kfz-Verkehr. Im Jahr 2024 starben 2.770 Menschen im Straßenverkehr durch Unfälle. 2/3 davon waren zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs.[2] Unter „Verkehrssicherheit“ wird weitläufig lediglich das Engagement zur Reduzierung von Unfällen verstanden. Wer etwas über den Tellerrand schaut, stellt fest, dass über das Risiko Kollisionen hinaus, auch noch u.a. tödliche Gefahren von Kfz ausgehen. Es sterben jährlich mehr Menschen durch Krankheiten, die verursacht werden durch Kfz-Lärm und schlechte Luft als durch Unfälle .[3] Das größte Sterbe-Risiko des Kfz-Verkehrs, über das kaum gesprochen wird, ist die körperliche Passivität.[4] Um die vollständige Zahl der Verkehrstoten zu reduzieren, muss Verkehrssicherheit in der Gesamtheit betrachtet werden. Aktive Fortbewegungsmittel, die für die Gesundheit der Menschen in vielerlei Hinsicht gut ist, müssten gefördert werden. Darmstadt fährt Rad nennt dieses Ziel VISION ZERO PLUS. Das Fahrrad liegt zur Erreichung dieses Ziels ganz oben in der Werkzeugkiste der Mobilitätswende. 


DAS TUN WIR 

Umplanungen

Wie können Straßenabschnitte oder Kreuzungen so umgebaut werden, dass sie für die Masse von Radfahrenden funktionieren? Auf Basis von umfangreichen Bestandsanalysen macht Darmstadt fährt Rad Vorschläge, wie geschützte Radinfrastruktur in Städten, die vorwiegend fürs Auto erdacht wurden, integriert werden kann. Aktuelle Planungen und Bauvorhaben werden kritisch hinterfragt, ob sie den Belangen des Fuß- und Radverkehrs genügen. Darmstadt fährt Rad ist es wichtig, die Probleme des Status quo begreifbar zu machen und Lust zu machen auf Veränderungen, die allen gut tun. Daher werden Planungen visualisiert oder in dynamischen Vorher/Nachher-Grafiken dargestellt:

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Bestandsanalyse

Darmstadt fährt Rad hat den Bestand des darmstädter Straßennetzes aufgemessen, analysiert und die Tauglichkeit für den Radverkehr bewertet. Daraus entstanden ist der Radverkehrsatlas, der in einzigartiger Weise bestehende Rad- und Fußwegenetze, sowie die Risikostelle und Handlungspotential darstellt. Ein praktisches Tool für die Maßnahmenplanung:

Titel


Schwerpunkt Kreuzungen

Die Leistungsfähigkeit des Autoverkehrs und mangelhafte Musterlösungen in den Regelwerken haben dafür gesorgt, dass Radverkehrsnetze an Kreuzungen unterbrochen werden. Wer Radverkehr fördern will, darf geschützte Infrastruktur darf nicht vor der Kreuzung aufhören lassen. In Deutschland fehlen bislang Konzepte für Knotenpunkte, die sowohl vor Unfällen schützen, aber auch Ansprüche an Verständlichkeit, Funktionalität, Komfort und gefühlte (subjektive) Sicherheit berücksichtigen. Geschützte Kreuzungen bieten einen guten Kompromiss für Belangen von Verkehrsteilnehmenden an Kreuzungen. Diese Beiträge stellen Vor- und Nachteile unterschiedlicher Kreuzungsdesigns dar und verdeutlichen Historie und Debatte um das Thema Kreuzungsdesign: 


7 goldene Regeln für ein gutes Radnetz



Der Gründer

Timm Schwendy ist Mitgründer des erfolgreichen dritten bundesweiten Fahrrad-Bürgerentscheids, dem Radentscheid Darmstadt.
Der Diplomingenieur und Vater von zwei Kindern gründete 2017 die Initiative Darmstadt fährt Rad, mit dem Ziel, die Gestaltung unserer Straßen so zu verändern, dass sie mehr Menschen, insbesondere auch Kinder und Senioren, dazu ermutigt, zu Fuß zu gehen oder Fahrrad zu fahren. Timm Schwendy hat sich insbesondere als Experte für die Fahrradtauglichkeit von Kreuzungen einen Namen gemacht und dazu beigetragen, dass dieses Thema wieder bundesweit diskutiert wird.


[1] VwV-StVO, zu §1 Grundregeln, I., Randnummer 1

[2] https://www.tuev-verband.de/pressemitteilungen/unfallzahlen-2024-weniger-verkehrstote-aber-keine-trendwende

[3]Jährlich sterben ca. 13.500 Menschen in Deutschland an den Folgen von Lärm und Luftverschmutzung. https://theicct.org/publication/a-global-snapshot-of-the-air-pollution-related-health-impacts-of-transportation-sector-emissions-in-2010-and-2015/ https://www.eea.europa.eu/en/analysis/publications/environmental-noise-in-europe

[4] Ca. 30.000 Menschen in Deutschland würden jährlich überleben, wenn Sie das Rad so häufig wie in den Niederlanden nutzen würden. Ein Umstieg aufs Rad verringert die Zahl ernster Erkrankungen, Depressionen und vorzeitigen Todesfällen. Regelmäßiges Radfahren steigert die Lebenserwartung. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC4504332