7 Goldene Regeln für ein gutes Radnetz

Ein gutes Radnetz unterstützt einen sicheren und schnellen Radverkehr, verhindert Unfälle und lädt die Menschen ein, Rad zu fahren. Doch wie macht man ein Radnetz sicher und einladend?


1.DURCHGÄNGIKEIT

  • Schnell und sicher ist man als Radfahrender nur auf einer Infrastruktur, die lückenlos ist.
  • Ein durchgängiger Radweg sorgt auch dafür, dass das Radfahren zu jeder Zeit bei Autofahrern ins Gedächtnis gerufen wird.
  • Durchgängig bedeutet auch, dass auf allen Straßen, in denen es aufgrund der hohen Geschwindigkeit (50 km/h) und des hohen Verkehrsaufkommens zu unsicher ist, auf der Fahrbahn zu fahren, ein Radweg vorhanden ist.
  • Ein guter Radweg kommt stoßfrei ohne Höhenunterschiede durch quer liegende Bordsteine aus.
  • Zur Wahrung der Kontiuität zählt auch das Minimieren der Vielfalt der eingesetzten unterschiedlichen Radverkehrsdesigns auf der Strecke, als auch an Kreuzungen.  Das erhöht die Wahrnehmbarkeit der Radfahrenden.

2.BREITE

  • Eine ausreichende Breite der Radverkehrsanlagen ergibt sich aus den Bedürfnissen von Radfahrenden andere Radler zu überholen (auch Lastenräder), aus Sicherheitsgründen Abstand zu halten von anderen Verkehrsteilnehmern oder sogar zeitweilig nebeneinander zu fahren.
  • In der Empfehlung für Radverkehrsanlagen-ERA beispielsweise ist der Verkehrsraum, den ein Radfahrender mit Anhänger und ein begegnender oder überholender normaler Radfahrender zusammen benötigen mit einer Breite von 2,30m angegeben.

3.OBERFLÄCHE

  • Radfahren ist nur sicher, auf glatten Oberflächen. Gerade unsichere Radfahrende sind darauf angewiesen.
  • Ein intakter Belag minimiert auch den Kraftaufwand, den Radfahrende aufbringen und erhöht somit das Erfolgserlebnis. Ein entscheidender Faktor zur Steigerung des Radverkehrsanteils.
  • Zur Wahrung einer intakten Oberfläche gehört auch ein städtisches System zur Überwachung und Instandhaltung vorhandener Anlagen.

4.VISUELLE WAHRNEHMBARKEIT

  • Hohe Wahrnehmbarkeit der Radverkehrsanlage wird erreicht durch farbigen Belag und klare Trennung durch Kantsteine. Die Wahrnehmung der Autofahrenden ist eingeschränkt durch konstruktive Elemente im Auto oder die hohe Konzentration auf das, was vor dem Auto geschieht. Ein Radweg darf kein Chamäleon sein, das sich im Straßenbild versteckt.
  • Sichtbarkeit der Radfahrenden selbst: Von parkenden KFZ, anderen Hindernissen oder niedriger, nicht gepflegter Vegetation freigehaltene Abschnitten und Kreuzungen.

5.DIREKTHEIT

  • Eine Radwegeverbindung, die über Umwege zum Ziel führt, fährt man nicht gerne. Vor allem wenn man schnell sein will.
  • Zick-Zack Fahrten um Hindernisse herum, wie Straßenschilder, Leuchten, parkende KFZ verderben die Lust am Radfahren.
  • Ziel einer Radwegenetzplanung muss sein, an ALLEN Hauptstraßen sichere und schnelle Radwege anzubieten, aber auch das sekundäre Netz zu berücksichtigen, so dass die Radfahrenden die Freiheit haben, die Strecken zu wählen.

6.SICHERE KNOTENPUNKTE

  • Gleichwertige Straßen: Ein gutes Kreuzungsdesign bedient sich farbigen Furten und Ampelschaltungen für Radfahrer
  • Unterschiedliche Hierarchie der sich kreuzenden Straßen: Das Verschwenken von Radwegen an Kreuzungen schafft Aufstellflächen für KFZ-Fahrende und bringt sie frontal zum Radweg, so dass die Sichtbarkeit erhöht wird. Bei Platzmangel kann zum Radweg angerampt werden. So wird die Geschwindigkeit beim Einfahren in die Kreuzung automatisch verringert.

7.SEPARATION

  • Das Radwegkonzept in den Niederlanden ist deswegen so erfolgreich, weil es konsequenterweise für jedes Verkehrsmittel eigene Flächen gibt. Der Verzicht auf Konzepte wie Mischverkehr oder Duales System (in 50er Straßen) verhindert Reibungspunkte zwischen den Verkehrsmitteltypen. In Deutschland hingegen werden Konflikte geschürt beispielsweise zwischen Fußgängern und Radfahrenden auf gemischten Bürgersteinen und zwischen motorisiertem Verkehr und Radfahrenden auf Radfahrstreifen, auf denen missbräuchlich geparkt werden kann. Zudem steigt durch das System der Separation der Radverkehrsanteil.

Methoden der Separation sollten immer angewandt werden bei Höchstgeschwindigkeiten ab 50km/h.

  • zur Verhinderung von Missbrauch durch Parken/Halten.
  • zur objektiven und subjektiven Sicherheit.
  • zur Erhöhung der Wahrnehmung. (s. 4.)

Methoden:

  • Bordsteinradwege in Straßennähe schützen durch Trennelemente auf dem Bordstein.
  • Radfahrstreifen als Protected Bike Lanes ausbilden. (Poller, Pflanzkübel, Leitplanken)
  • Unterschiedliche Farbgebung der Oberflächen
  • Höhenunterschiede zwischen den Verkehrsmittelflächen
  • Verzicht auf gemischte Bürgersteige (Ausnahme Fußgängerzonen)
  • Verzicht auf duales System
  • Separate Ampelschaltungen für Radverkehr
  • Angebot von Lade- und Lieferzonen

Das wichtigste Ziel bei der Gestaltung von Verkehrsanlagen ist die absolute Vermeidung von Verkehrstoten und Schwerverletzten: Die Vision Cero. Die grundlegende Feststellung, dass Menschen Fehler machen, muss dazu führen, dass die Gestaltung der Infrastruktur trotz dieser Fehler schwerwiegende Unfälle vermeidet. Dieser englischsprachige Film des Blogs Bicycle Dutch fasst die Prinzipien dieses Gedankens fantastisch zusammen:


Wie die Beachtung aller 7 Regeln auf den Radfahrenden wirken kann, zeigt folgender Film des selben Blogs. Man beachte das Kreuzungsdesign mit den kleinen Rampen, die Verschwenkungen an großen Kreuzungen, die Separation von Fußgängern, Straßen, Bushaltestellen und Radwegen und die clevere Ampelschaltung:

Beitragsbild: Das andere Bundesministerium für Verkehr

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